Gerade in den letzten Jahren breitet sich das Englische immer weiter im deutschen Sprachraum aus. Dies stellt vor allem auch eine Herausforderung für Dolmetscher und Fachübersetzer für Englisch-Deutsch dar.
Der Bereich Marketing und Medien ist besonders "betroffen" von Anglizismen. Das Englische ist allgegenwärtig und das Deutsche kann dieses kaum noch "beaten" (oder um es altmodisch auszudrücken: Das Deutsche kann kaum noch dagegen ankommen). So erfährt man in den Nachrichten zum Beispiel, dass ein "Whistleblower" geheime Dokumente "geleakt" hat und diese "Story" schlägt dann Wellen. Eventuell klinkt sich dann auch noch Hollywood mit ein und das ganze wird zum "Blockbuster" des Jahres. In den sozialen Medien wird dann der "Trailer" fleißig geteilt und "geliked". Hierdurch erlangen auch die Darsteller des Films mehr Aufmerksamkeit und "Follower". Die sozialen Medien fördern ganz besonders die weitere Ausbreitung des Englischen im deutschen Sprachgebrauch. Viele Jugendliche eignen sich so vor allem kurze englische Wörter, wie z. B. "cute", "random", "weird", an und verwenden diese im Alltag und auf anderen Plattformen. Diese merkbare Tendenz müssen Englisch-Fachübersetzer vor allem im Bereich Marketing erkennen und entsprechend umsetzen, wenn das Zielpublikum "Teenager" sind.
Beim Boxen wird nicht mehr gekämpft, sondern "gefightet". Wettbewerbe und Herausforderungen sind jetzt "Challenges". Es gibt "Shootingstars" und "Newcomer", die natürlich regelmäßig im "Gym" trainieren und nicht mehr im Fitnessstudio. Und selbst der Mannschaftsgeist wird zum "Teamspirit". Bei Fachübersetzungen müssen sich Linguisten auch hier immer die Frage stellen, was der Zielgruppe am ehesten zusagen würde. Bei Übersetzungen für Fachzeitschriften zum Beispiel nimmt man hier eher Abstand von Anglizismen, es sei denn sie sind im deutschen Sprachraum bereits fest etabliert - und zwar auch in der Branche selbst. Wenn es allerdings um kürzere, eher informellere Meldungen und Nachrichten geht, die beispielsweise auf sozialen Medien „gepostet“ werden, so greift man doch auch hier gerne Anglizismen als eine Art Stilmittel auf.
Etwas anders gestaltet es sich allerdings im Bereich der Informatik und Informationstechnologie ("IT"). Wörter wie "User", "Account" und "Interface" sind auch hier bei Weitem nicht die einzigen Anglizismen, die sich im deutschen Sprachgebrauch heimisch eingerichtet haben. Die überwiegende Mehrheit an IT-Fachbegriffen ist englisch und somit auch weitverbreitet in der spezifischen Fachliteratur. Dies stellt oft eine besondere Herausforderung für Englisch-Fachübersetzer dar, da es in vielen Fällen nicht offensichtlich ist, welche Begriffe englisch bleiben oder doch eine deutsche Entsprechung haben, die auch in Fachkreis bevorzugt verwendet wird.
Zu guter Letzt gibt es auch noch die Gruppe der Scheinanglizismen. Dies sind englische Begriffe, die ins Deutsche übernommen wurden, doch hier eine andere Bedeutung angenommen haben. So wird zum Beispiel aus dem englischen "old-timer" (Alteingessessener; alter Hase) der deutsche Oldtimer (altes Auto). Das Gleiche gilt für "Handy" (engl. praktisch), "Beamer" (engl. umgangssprachlich für einen BMW) und selbst das "Happy End" heißt eigentlich "happy ending". Diese Scheinanglizismen stellen für gewöhnlich keine allzu großen Schwierigkeiten bei der Fachübersetzung von Texten dar, da diese in den meisten Fällen schon soweit eingedeutscht wurden, dass sie allgemein bekannt sind und häufig verwendet werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Anglizismen gerade den Übersetzungsmarkt recht interessant machen, da häufig gar nicht mehr klar abzugrenzen ist, ob dieser oder jene Begriff überhaupt noch "richtig" ins Deutsche übersetzt werden sollte oder das Englische hier die bevorzugte Variante ist. Dies trifft vor allem auf den Bereich Marketing & IT zu. Im Allgemeinen müssen Fachübersetzungen so angefertigt werden, dass sie die gewünschte Zielgruppe erreichen und ansprechen. Daher werden vor allem in Marketing-Texten viele Anglizismen oder englische Slogans übernommen und bewusst eingesetzt, um das jeweilige Produkt moderner oder zeitgemäßer erscheinen zu lassen. Doch letztendlich ist zu hoffen, dass für die deutsche Sprache weiterhin "Made in Germany" gilt.